Fort Knox kennt jeder. Spätestens seit Auric Goldfinger im gleichnamigen James-Bond-Film versuchte, die dort lagernden Goldreserven der USA komplett zu kontaminieren, um damit zum reichsten Mann des Universums zu werden.
Wo aber liegt das Fort Bildung? Was wird dort bewacht und gelagert? Ist es denkbar, dass ein besonders schurkischer Bildungsgangster sich dort wie Goldfinger Zutritt verschafft, um die Bildungsreserven der Welt zu vergiften? Sind wir dann alle auf einen Schlag bildungsfern?
Wem Fragen wie diese schlaflose Nächte bereiten, dem hilft Michael Fink und beantwortet die 13 wichtigsten Fragen zum Thema »Fortbildung«.
Erste Frage: Mal spricht man von Fort-, mal von Weiterbildung. Was bedeuten diese Wörter – und wo liegt der Unterschied?
Beide Wörter bezeichnen unterschiedlich ausgerichtete Veranstaltungen. Mit der Vorsilbe »Fort« – im Sinne von »weg« – werden vor allem Bildungsveranstaltungen bezeichnet, deren Inhalte aufgrund fehlenden Praxisbezugs unmittelbar nach dem Ende der Veranstaltung verschwinden. Man sagt auch: »Das, was ich mir mühsam ein-gebildet habe, ist plötzlich fort-gebildet.«
Mit »Weiter«-Bildung bezeichnet man hingegen längere Veranstaltungsreihen, in denen das während der ersten Veranstaltung Vermittelte in den nächsten Veranstaltungen weiter vermittelt wird, etwa nach dem Motto: »Vielleicht ist es gut, das Thema ›Beobachtung‹ aus der letzten und vorletzten Sitzung noch einmal aufzugreifen…«1
Zweite Frage: Können wir die Mittagspause nicht verkürzen oder ganz ausfallen lassen, um am Ende…?
… eine Stunde früher zu gehen? Gewiss.
Erfahrene Fortbilder wissen, dass es wie eine Prämie wirkt, je nach Semi-nartyp und Verhalten der Teilnehmer kostbare Feierabendminuten zu verschenken. Die Faustformel lautet: 10 bis 15 Prozent der vereinbarten Zeit sollten, wenn Sie es mit fleißigen und willigen Teilnehmern zu tun hatten, hinten dranhängen. Renitente oder maulfaule Teilnehmer können Sie bestrafen, indem Sie ihnen möglichst wenig der eigenen kostbaren Zeit widmen und sie früher gehen lassen.
Vom Träger verpflichtend angesetzte Teamfortbildungen sollten – schon aus eigenem Interesse – um mindestens zwei Stunden verkürzt werden, um dem Dozenten-Folterritual »Mauer des Schweigens« zu entgehen. Bei Konflikt-Mediationen ist es allerdings üblich, den Teilnehmern nach vollzogener Klärung ausreichend Zeit für ein geselliges, später in Handgreiflichkeiten umschlagendes Zusammensein zu gewähren.
Die Frage, ob man nicht im Sinne eines früheren Endes – »Immer dieser Freitagnachmittag!« – zusätzlich alle Gesprächspausen und alle Situationen, in denen teilnahmslos dreingeblickt wird, abziehen könnte, haben professionelle Zeitsparer längst so praktisch wie schlüssig beantwortet: Ihnen gelingt es auf diese Weise, manch ein Seminar bereits vor Beginn zu beenden. Beispielhaft!
Dritte Frage: Welche persönlichen Gegenstände eignen sich besonders gut, um bei der Vorstellungsrunde eingesetzt zu werden?
Leibhaftige Partner, Sado-Maso-Accessoires und geladene Waffen eignen sich eher nicht. Kuscheltiere sind zwar zugelassen – schon wegen der damit verbundenen Möglichkeit, Einblicke in die Geschichte der Schenkung zu geben –, sollten aber, wenn sie die Gesamthöhe von 1,50 Metern überschreiten, des Sitzplatzbedarfs wegen als Teilnehmer angemeldet werden. Der beliebte blaue Kugelschreiber wird auch akzeptiert, wenn er keinen Werbeaufdruck verbotener oder fragwürdiger Parteien (FDP, Partei Bibeltreuer Christen) aufweist, sondern sich auf Handwerkerbetriebe von Partnern beschränkt und erwünschte Nebeneffekte zeitigt: »Ach, dein Manfred macht Gaswasserscheiße? Gib mir doch mal die Nummer…«
Vierte Frage: Welche Anredeform ist angebracht?
Seminare werden in der Regel per Du durchgeführt. Schließlich heißt es ja auch Duzent, oder?
Fünfte Frage: Es heißt immer, dass Räume bildeten. Warum sind die Seminarräume dann meist in Grau-Weiß eingerichtet?
Räume bilden durch ihre Gestaltung und Ausstattung die zu bildenden Menschen mit – das gilt nicht nur für Kinder. Während Kinder durch mannigfaches Spiel- und Lernmaterial angeregt werden sollen, geht es bei Erwachsenen eher darum, die Auseinandersetzung mit der grauen Theorie zu fördern. Da sind graue Polsterstühle, weiße Trapeztische und neutrale Lamellenvorhänge genau richtig. Duzenten und Folien-DJs schätzen es übrigens, wenn ihre Ausstrahlung nicht durch Farbtupfer im Raum – und sei es bloß die braun-grün vertrocknende Amaryllis auf der Seminarraumfensterbank – überstrahlt wird.
1 Vgl. auch: Aus-Bildung, bei der die erlangte Bildung den zu Bildenden bisweilen ins sichere Aus transportiert.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 08-09/11 lesen.