Ein Besuch in der »Forscherwelt Blossin«
Erzieherinnen und Erzieher aus Berlin und Brandenburg treffen in der »Forscherwelt Blossin« auf Kinder aus einer Rotberger Kita, mit denen sie ins Gespräch kommen wollen, um zu testen, was sie im vorangegangenen Seminar über Dialogorientierung gelernt haben. Theorie und Praxis in einem Ritt – ein Konzept, das überzeugt.
»Erst war ich Beobachterin, schaute zu, was die Kinder tun und wie sie es tun. Dann versuchte ich, Kontakt mit einem Mädchen aufzunehmen, das aber sofort wieder zum Wasserlauf ging. Also folgte ich ihm«, erzählt die Erzieherin Simone, »nahm einen Eimer, füllte ihn mit Wasser und sprach so vor mich hin: ›Woher kommt denn das Wasser eigentlich?‹ Das hörten ein paar Kinder und sagten: ›Das Wasser kommt von da oben, aus der Pumpe!‹ Sie waren dabei, einen Wasserlauf aus Regenrinnen zu bauen. Es funktionierte nicht, aber sie versuchten es immer wieder, bis das Wasser endlich durch die Rinnen floss.
Da holte das Mädchen einen Trichter und füllte Wasser rein. Doch das Wasser lief unten aus dem Trichter nicht heraus. Das Mädchen wunderte sich. Als ich fragte, warum das Wasser nicht fließt, drehte es den Trichter um und stellte fest, dass ein Stein ihn verstopfte. In dem Moment kam ein Junge, der uns schon aus der Ferne beobachtet hatte, holte ein Flasche, in die das Wasser aus dem Trichter laufen sollte, und sagte zu mir: ›Halt mal die Flasche.‹ Das Mädchen setzte den Trichter auf die Flasche, schöpfte Matsch in einen Topf und kippte ihn über dem Trichter aus. Die Frage war: Fließt der Matsch durch den Trichter? Manchmal war so viel Matsch in dem Topf, dass er den Trichter verstopfte, manchmal floss das Wasser durch. Da juchzte das Mädchen vor Freude. Ich war dermaßen fasziniert von der Situation, dass mir keine nachforschenden Fragen mehr einfielen.«
Simone kannte weder das Mädchen noch die Kinder, die den Wasserlauf gebaut hatten. Mit Erzieherinnen und Erziehern aus Berlin und Brandenburg nahm sie an einem Seminar zum Thema »Sprachbildung im Kita-Alltag« teil, das Frauke Hildebrandt leitete. Simone hatte den Auftrag, mit Kindern aus der Kita »Kunterbunt« in Rotberg, die sich im Außengelände der »Forscherwelt Blossin« tummelten, ins Gespräch zu kommen. Und zwar mittels nachforschender Fragen.
Die Forscherwelt
Die »Forscherwelt« gehört zum Jugendbildungszentrum Blossin, das am Wolziger See im Naturpark Dahme-Heideseen liegt, nicht weit von Berlin entfernt. Das 11 Hektar umfassende Gelände im Märkischen Kiefernwald bietet Sport- und Veranstaltungsmöglichkeiten, Seminar- und Tagungsräume, altersgerechte Unterkünfte und Verpflegung. Interessierte können Angebote zu Land und auf dem Wasser in Anspruch nehmen, die Bildung, Bewegung, Entspannung und Spaß miteinander verbinden.
Im Gebäude der »Forscherwelt« packen die Kinder aus Rotberg gerade ihre Frühstücksdosen aus. Während sie Brote essen und an Äpfeln knabbern, erklärt Diana Zill, die zum Team der »Forscherwelt« gehört, den Drei- bis Fünfjährigen, was sie erwartet. Der große Raum, in dem sie sitzen, bietet viel Platz für Arbeitstische, Sandbecken, einen Wassertisch und eine Küchenzeile mit Herd, Töpfen, Mehl, Nudeln, Hülsenfrüchten und Gewürzen. An der Stirnwand beeindruckt ein Lehmofen. Auf den Fensterbänken stehen Gläser mit kleinen Steinen, Sand, Federn und Muscheln. In zugänglichen Nebengelassen befinden sich Werkstätten und Labore. Eine Treppe führt ins Obergeschoss. Dort wartet der »Malort« mit allem Zubehör und kleinen Kitteln auf die Kinder. Eine überdachte Terrasse mit Werkbänken verbindet den Innenraum mit dem Außengelände.
»… Macht ruhig die Schubladen auf. Ihr könnt alles benutzen«, ermutigt Diana Zill die Kinder, die sich nicht lange bitten lassen. In der Holz-Werkstatt greifen zwei Jungen zu Hammer und Säge, zwei Mädchen kommen dazu. Aus Holz, Schaumstoffteilen, Wäscheklammern, Knete und mittels Klebepistolen entstehen Gebilde, die wie Skulpturen wirken. Die Elektrowerkstatt nebenan – mit Kabeln, Lämpchen, Schaltern, Lötkolben und Batterien – bleibt erst einmal verwaist. Während zwei Jungen an der Küchenzeile Nudeln kochen, füllt ein Mädchen am Wassertisch gegenüber farbiges Wasser mit einer Pipette in ein Reagenzglas. Die Rotberger Erzieherinnen dürfen nur eingreifen, wenn unbedingt nötig. Aber sie sollen mit den Kindern ins Gespräch kommen, Forscherfragen stellen. Keine leichte Sache…
www.iffe.de
IFFE ist ein Verein, dessen Institut Projekte der Fort- und Weiterbildung sowie der Forschung und Entwicklung im nationalen und internationalen Raum unterstützt. Dabei wird die Vernetzung von Wissenschaft und Praxis durch Informationsaustausch und konkrete Zusammenarbeit in den Projekten angestrebt. Eines dieser Projekte ist die »Forscherwelt Blossin«.
www.blossin.de
Das »Jugendbildungszentrum Blossin« empfängt mehr als 20.000 Besucher im Jahr und ist wegen seiner Bildungsarbeit bundesweit anerkannt. Neben den Schwerpunkten Erlebnispädagogik und Bewegung bietet das Jugendbildungszentrum auch Forschertage für Kinder, Pädagoginnen und Pädagogen.
www.mellvil.de
Das Kinderforum von Labbé, die seit mehr als 50 Jahren Materialien und Ideen für Kinder produzieren. Zum Quasseln, Klarkommen und Nachdenken, zum Stöbern, Entdecken, Singen, Lernen, Spielen, Lesen und Träumen möchte das Kinderforum einladen.
www.fruehes-forschen.de
Frühes Forschen steht hoch im Kurs. Neben dieser Plattform gibt es inzwischen viele andere, die alle mit »fruehes-forschen-...« beginnen (fruehes-forschen-duesseldorf.de, fruehes-forschen-rosenheim.de...). Sie wollen Kindern ermöglichen, die Welt von Wissenschaft und Technik spielerisch und altersgerecht kennen zu lernen. Kinder sollen sich, angeregt durch verblüffende Experimente, mit Naturgesetzen beschäftigen und auf diese Weise erfahren, was Biologie, Physik, Chemie und Mathematik in ihrer Umwelt bewirken. Was für eine wichtige Rolle der Dialog dabei spielt, wird nicht immer deutlich.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 01-02/14 lesen.