Von der Bedeutsamkeit der »Kuscheltyperei«
HUCKEPACK Bilderbuchpreis geht an
»Ein eiskalter Fisch«
Der in diesem Jahr zum sechsten Mal verliehene HUCKEPACK Bilderbuchpreis geht an das 2020 im österreichischen Verlag TYROLIA erschienene Bilderbuch »Ein eiskalter Fisch« der Bilderbuchkünstlerinnen Frauke Angel und Elisabeth Kihßl. Dieser von der Phantastischen Bibliothek Wetzlar und dem Bremer Institut für Bilderbuchforschung gemeinsam ausgerufene und mit 1000,00 € dotierte Preis würdigt vorrangig Bilderbücher, die das Potenzial haben, Kinder seelisch zu stärken. Die Jury, die sich aus Mitarbeitern beider Institutionen sowie Vertretern aus Buchhandel, Pädagogik und Journalismus zusammensetzt, prüft somit nicht nur literarische und bildästhetische Qualität, sondern legt auch großen Wert auf die erzählerische Kraft, die Text und Bildern innewohnt. Dieser auch die Adressaten mit einbeziehende Ansatz ist im deutschsprachigen Raum nach wie vor einzigartig. Gestiftet wird der Preis von Anfang an vom pädagogischen verlag das netz aus Weimar, der sich sehr für Kinder und ihre Belange einsetzt.
Über das Buch
Der Tod seines geliebten Fisches wird für das erzählende Kind zum Auslöser für den schönsten Tag in seinem Leben. Mit diesem eröffnenden Satz gewannt Frauke Angel sofort die Aufmerksamkeit der Jury, die in diesem Jahr zum sechsten Mal den HUCKEPACK Bilderbuchpreis vergibt. Die konsequent aus der kindlichen Perspektive vermittelte Geschichte berichtet von einer kleinen Familie, in der anscheinend nicht alles ganz glatt verläuft. Die Mutter ist gegangen und hat nur eine Nachricht auf dem Tisch zurückgelassen: »Ich liebe dich, auch wenn du ein eiskalter Fisch bist«. Das Kind malt den Brief ab, um etwas für die Beerdigung zu haben, und der Vater bricht beim Anblick des leeren Aquariums unvermittelt in Tränen aus. Ob er in diesem Moment um den Fisch, seine Ehe, sein Kind oder sich selbst weint, bleibt dabei offen. Viel wichtiger ist: Er nimmt sein Kind in den Arm und hält es ganz fest. Diese ungewohnte Situation ist so schön, dass das Kind ein wenig länger weint, um den Moment hinauszuzögern. Und als die Mutter zurückkehrt – »Mama kommt immer wieder« – bereiten sie gemeinsam die Bestattung des Fisches vor.
Jurybegründung
Hier werden gleich mehrere eigentlich schwere Themen aufgegriffen: Tod, Streit, emotionale Vernachlässigung. Trotzdem gelingt es Frauke Angel, ihre Leserinnen und Leser mit einem leisen Lächeln getröstet und gestärkt aus der Lektüre gehen zu lassen. Sie findet berührende und poetische Worte, die ihre Wirkung auch beim wiederholten Lesen nicht verlieren. In ihren zarten überwiegend blaugrauen Aquarellen stellt Elisabeth Kihßl das hier von allen so unterschiedlich verspürte Bedürfnis nach Nähe und Distanz dar, fängt den Moment der Innigkeit von Vater und Kind ein und nimmt der Geschichte durch ihren federleichten Strich alle Schwere.
Hier wird ein aus verschiedenen Gründen trauerndes Kind von seinen Eltern HUCKEPACK genommen – im unmittelbare Sinne, denn das Cover zeigt den Vater, wie er das Kind auf seinen Schultern trägt. Für die Jury ist »Ein eiskalter Fisch« somit unbestrittener Preisträger, der sich gegen die übrigen 443 eingehend geprüften Bilderbücher durchsetzte.
Der Huckepackpreis
Schon zum zweiten Mal in Folge muss die Verleihung des HUCKEPACK Bilderbuchpreises, die üblicherweise im Rahmen eines fachpädagogischen Tages rund um die Bilderbücher der Bestenliste stattfindet, in diesem Jahr wegen Corona virtuell erfolgen. Der Verlag wird auf zu diesem Anlass für einen begrenzten Zeitraum ein von Cornelia Tillmanns eingelesenes und von Marcel Hallenslebens von SoundSquirrel Braunschweig gemastertes Bilderbuchkino einstellen. Auf der Homepage des HUCKEPACK Bilderbuchpreises werden außerdem von Dr. Elisabeth Hollerweger erstellte Materialien für den schulischen Einsatz zum kostenfreien Download bereitgestellt. Das Bremer Institut für Bilderbuchforschung hat darüber hinaus einen Podcast mit den Preisträgerinnen vorbereitet, der am Freitag ab 12:00 Uhr aufgerufen werden kann.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Maren Bonacker, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Phantastische Bibliothek Wetzlar
Turmstraße 20
35578 Wetzlar
Tel.: 0163/72 03 200 (Home-Office)
email: