Bilderbuchpreis HUCKEPACK 2022 – die Shortlist steht fest
Starke Bilderbücher schaffen starke Kinder. Gelingt es den Bilderbüchern, große und kleine Betrachter:innen so zu beeindrucken, dass sie die Geschichte ein Leben lang im Herzen tragen, nehmen sie die Menschen im übertragenen Sinne »Huckepack«: Sie geben ihnen gleichzeitig Halt und verhelfen ihnen zu mehr Weitsicht – eben so, wie es ein Kind erfährt, das von einem größeren Kind oder Erwachsenen Huckepack genommen wird.
Im Februar 2022 ermittelte die Jury, die sich aus Bilderbuchexpert:innen, pädagogischen Fachkräften und Buchhändler:innen aus Bremen, Hessen und Baden Württemberg zusammensetzt, eine Nominierungsliste mit elf empfehlenswerten Bilderbüchern, aus denen der diesjährige HUCKEPACK-Preisträger hervorgehen wird. Das Preisgeld in Höhe von 1000,- € wird jedes Jahr vom pädagogischen verlag das netz gestiftet. Bekanntgegeben wird das Preisbuch im Rahmen einer fachpädagogischen Tagung zum Thema »Zeit für starke Kinder« am 6. Mai 2022 in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar.
Der HUCKEPACK-Bilderbuchpreis entstand 2016 im Rahmen des sozialpräventiven Projekts »Vorlesen in Familien« der Phantastischen Bibliothek Wetzlar. Hier gehen ehrenamtliche Vorleser und Vorleserinnen regelmäßig zu Kindern nach Hause um ihnen Bilderbücher nahezubringen. Indem sie den Kindern ihre Zeit schenken, stärken sie die ganze Familie und nehmen die Kinder im übertragenen Sinne HUCKEPACK. Kontakt: www.huckepack-bilderbuchpreis.de
HUCKEPACK Shortlist 2022
Emma AdBåge (Text & Illustration): Unsere Grube. Aus dem Schwedischen von Friederike Buchinger. Weinheim und Basel: Beltz & Gelberg, 2021.
Die Kinder lieben die große Grube am Rand des Schulhofs, die Erwachsenen finden sie gefährlich. Immer wieder verbieten sie das Spielen dort, doch immer finden die Kinder neue Ideen, die das Verbot zwar respektieren, die Grube aber dennoch als Spielort nutzen lassen. Ein großartiges Bilderbuch auch für Erwachsene, die erkennen müssen, dass man Kinder nicht Huckepack nimmt, indem man sie einschränkt.
Helen Stephens (Text und Illustration): Huhu, Herr Schuhu. Aus dem Englischen von Christiane Lawall. Berlin: Annette Betz Verlag, 2021.
Jeden Abend ruft Ben der Eule im Baum vor seinem Haus einen Gruß zu: »Huh- huh!« Und sie antwortet ihm. Doch außer Ben hat sie noch niemand gesehen. Als der alte Baum gefällt werden soll, muss Ben handeln. Er ruft so lange, bis sich die Eule endlich auch den Erwachsenen zeigt – mit ihrer Partnerin und Eiern im Nest ... In diesem Bilderbuch erleben Kinder, dass sie ihrer Wahrnehmung trauen dürfen. Ihr mutiges Auftreten kann andere überzeugen und Unrecht verhindern.
Blanca Lacasa (Text) & Gómez (Illustration): Wau Wau Miau! Aus dem Spanischen von Ursula Bachhausen. Hamburg: Ellermann, 2021.
Alle haben eigene Wünsche und Bedürfnisse; niemand funktioniert einfach so, wie das Umfeld es vielleicht erwartet. Hund Fabio bellt nicht und holt keine Stöckchen. Er tut nichts, was von einem Hund erwartet wird. Aber er ist mit Katzen glücklich. Wie schön, als seine Familie das endlich erkennt und ihn mit seinen Katzeneigenschaften akzeptiert. Ein feinfühliges Buch über Diversität und Angenommenwerden!
Andrée Poulin (Text) & Marie Lafrance (Illustration): Zwei Jungs und eine Hochzeit. Aus dem Französischen von Hannah Dierkes. Grevenbroich: Südpol, 2021.
Emil und Mathis sind allerbeste Freunde. Als sie im Sandkasten einen Ring finden, wollen sie heiraten und organisieren gemeinsam mit anderen Kindern eine richtige Feier. Doch Mathis’ Eltern finden das gar nicht gut. Das macht ihn traurig, bis ihm eines der Mädchen sagt, dass Eltern nicht immer recht haben. Kinder dürfen Geheimnisse haben und wissen manchmal viel besser, was sich richtig anfühlt. Ein wunderschönes Regenbogen-Buch gegen Vorurteile.
Antje Damm (Text & Illustration): Die Wette. Frankfurt am Main: Moritz Verlag, 2021.
Hat wirklich der Gärtner recht, als er sagt, dass Pflanzen nur Wasser zum Wachsen brauchen? Oder stimmt das, was Lilo sagt: Zum Wachsen gehören auch Liebe und Zuwendung. Eine Wette soll zeigen, wessen Pflanze besser gedeiht. Wunderbar, wie sich Kinder und Erwachsene hier auf Augenhöhe begegnen!
Tom Percival (Text und Illustration): Ich gehör dazu! Aus dem Englischen von Salah Naoura. München: arsEdition, 2021.
Isabells Familie ist arm an Dingen, aber reich an Zuwendung und Mut. Als Isabell sich von den Menschen um sie herum immer weniger wahrgenommen fühlt, verzagt sie nicht. Sie sieht andere, die wie sie selbst beinahe unsichtbar sind: Obdachlose, Einsame, Menschen, die ohne Hoffnung sind. Indem sie auf sie zugeht und ihnen durch einfaches Handeln Beachtung und Wertschätzung zeigt, macht sie sie sichtbar und schafft schließlich etwas Großartiges: Veränderung! Ein starkes Bilderbuch über Resilienz und Herzensmut.
Alice B. McGinty (Text) und Richard Jones (Illustration): Noch ein Märchen für das Bärchen. Aus dem Amerikanischen von Cornelia Boese. München: arsEdition, 2021.
Bevor es in den Winterschlaf geht, gibt es noch so viel zu tun. Kann das Bärchen der Mutter helfen und sich so ein Märchen verdienen? Wunderschöne Reime und Bilder erzählen hier warmherzig von der behütenden Liebe der Bärenmama, die ihr Kind jederzeit im Blick hat, auch wenn das Bärchen davon nichts spürt.
Claudia Gliemann (Text) & Natalia Bzdak (Illustration): Ein Schlüssel für Mama. Karlsruhe: Monterosa, 2021.
Die Mama von Frieda und Freddy liebt ihr Cello und leidet darunter, ihre Musik wegen Corona nicht mehr vor Publikum spielen zu können. Die Kinder können nichts tun, um sie wieder froh zu machen. Erst als Papa die richtigen Worte findet, um den Kindern Depression zu erklären, wissen sie, dass sie nicht schuld an Mamas Traurigkeit sind.
Lilia (Text und Illustration): Entenblau. Aus dem Koreanischen von Christina Youn-Arnoldi. München: Mixtvision, 2021.
Ein kleines Krokodilkind ohne Mama, eine liebevolle Ente, die sich seiner annimmt. Eine ungleiche Konstellation, in der sich bald die Größenverhältnisse verschieben. Als die Ente älter wird und immer mehr vergisst, vertauschen sich die Rollen. Jetzt ist es das Krokodil, das die Fürsorge übernimmt. Eine in sparsamen Zeichnungen erzählte Geschichte über Demenz und Liebe, die nichts beschönigt, dabei aber schon Kleinen zeigt, dass sie manchmal auch Große »Huckepack« nehmen können.
Jordan Scott (Text) und Sydney Smith (Illustration): Ich bin wie der Fluss. Aus dem kanadischen Englisch von Bernadette Ott. Stuttgart: Aladin, 2021.
Als der Junge in der Klasse von seinem Lieblingsort erzählen soll, bleibt er stumm. Die Worte wollen seinen Mund nicht verlassen, sie verknoten ihm die Zunge wie ein Geflecht von Wurzeln. Er fühlt sich so schlimm, dass sein Vater ihn abholen muss. Zusammen fahren sie an den Fluss, und hier gibt der Vater seinem Sohn ein wunderbares Bild, das ihm hilft, sich selbst anzunehmen. „Ich bin wie der Fluss“ erzählt von einer Sprachbehinderung und einer metaphorischen Brücke ins Leben – ermutigend und berührend.
Britta Teckentrup (Text & Illustration): Der große und der kleine Igel: Warte doch mal! Berlin: Verlagshaus Jacoby & Stuart, 2021.
Es ist schon spät, als der große und der kleine Igel sich auf den Heimweg machen. Während der große es eilig hat, hält ihn der kleine beständig zurück – es gibt doch in der hereinbrechenden Nacht so viel zu entdecken! Wie schön, dass der große Igel sich ganz auf das Tempo des kleinen einlassen kann, denn so nimmt auch er die Welt viel bewusster wahr. Ein traumschönes Bilderbuch für Kleine, die hier erfahren, dass sie mit ihrer Sicht auf die Welt auch den Großen noch viel beibringen können.
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Maren Bonacker, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Phantastische Bibliothek Wetzlar
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