»Die Vernunft formt den Menschen, das Gefühl leitet ihn.«
Jean-Jacques Rousseau (1712–1778)
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wann wurden Sie zuletzt gefragt, wie Sie sich fühlen? Und wie fühlten Sie sich dabei? Erwartete Ihr Gegenüber eine Antwort? Wurde Ihnen mit offenem Herzen zugehört? Für diese Ausgabe von Betrifft KINDER haben wir diese und mehr Fragen gestellt und zusammen mit Jana Benz gestaunt, wie ungeübt wir in Gefühlsfragen sind. Dass das doch ganz einfach ist, vor allem wenn sie ihre Gefühlsmonster®-Karten rausholt, beschreibt die Kitaleiterin und Mediatorin in ihrem Beitrag »Monster im Freigang«. Kinder lieben es, mit Unterstützung der Karten ihre Gefühle auszudrücken – seien sie verliebt, ängstlich, genervt, fröhlich oder wütend.
Apropos Wut: Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Wut bei Frauen eher auf deren Persönlichkeit geschoben wird und bei Männern auf äußere Umstände? Warum dieses Geschlechtsstereotyp bereits unseren Umgang mit Babys beeinflusst, hat die Kindheitspädagogin, Spiegel-Bestsellerautorin und Bloggerin Susanne Mierau herausgefunden. Sie plädiert für eine Bewusstwerdung des Gender Gap der Gefühle und für mehr und gefühlvolle Geschlechtergerechtigkeit.
Auch die pädagogische Fachautorin, Fortbildnerin und Podcasterin Kathrin Hohmann konnten wir für einen Beitrag zum Umgang mit Wut gewinnen. Sie beschreibt, wie wir achtsam und einfühlsam auf gefühlsstarke Kinder eingehen können. Dass wir ihnen gerade in Momenten starker Emotionen eine Landebahn sein sollten – nicht rational, sondern körperlich-emotional –, bestätigt der Körper- und Traumatherapeut Thomas Harms im Gespräch mit unserer Redakteurin Jutta Gruber.
Gefühlslandschaften bestehen aus mehr als nur Höhen und Tiefen. Darüber, ob wir durch ein dunkles Tal wandern, über eine taufrische Wiese tanzen, in einem reißenden Fluss nach Luft schnappen oder den Geruch frischer Erde genießen, bestimmen wenige, höchst sensible Faktoren. Sie kennen oder vielmehr erfühlen zu lernen, ist Teil des Weges. Dass dieser schlicht aus »Zeit geben« bestehen kann, überrascht die Fortbildnerinnen Petra Evanschitzky und Sylvia Zöller am Beispiel der Eingewöhnung.
Viel Spaß beim Lesen wünschen im Namen der Redaktion
Jens Klennert und Tania Miguez