Wasserschnecken – unscheinbar und immer hungrig
Es gibt kaum einen Lebensraum, in dem nicht eine riesige Zahl kleiner und kleinster Tiere zu finden ist – und dennoch wissen wir über sie und ihr Leben nur sehr wenig. Nur selten kennen wir ihre Namen, und noch weniger wissen wir über ihre Rolle und Bedeutung in ökologischen Zusammenhängen. Viele Kinder interessieren sich aber für die Welt der Kleinlebewesen. Deshalb stellt Herbert Österreicher verschiedene und höchst bemerkenswerte Vertreter der wichtigsten zoologischen Gruppen vor. Die Serie begann in Heft 10/06.Biologie und Ökologie
Wasserschnecken besiedeln je nach Art unterschiedliche Gewässertypen. Dabei spielt unter anderem der Salzgehalt des Wassers eine entscheidende Rolle. So leben im Meer, im Brackwasser und im Süßwasser teilweise verschiedene Arten. Insbesondere im Brackwasser sind sowohl Meeresschnecken als auch Süßwasserbewohner zu finden.
In diesem Beitrag soll es allerdings ausschließlich um einige bei uns weit verbreitete Schnecken gehen, die im Süßwasser leben: in Bächen und Flüssen, Tümpeln, Teichen und Seen. Diese Schnecken tragen alle ein Gehäuse. Es hat zwar bei den meisten Arten die für Schneckengehäuse typische, spiralig gewundene Form, aber einige Arten besitzen kleine, schild- oder mützenförmige Gehäuse. Außerdem – und das mag überraschen – atmen die meisten dieser Wasserschnecken über Lungen und manche sogar über die Körperoberfläche, wobei sie auch aus dem Wasser Sauerstoff aufnehmen können.
Die systematische Ordnung der Familien und Gattungen ist etwas unübersichtlich und auf weitere Forschungsergebnisse angewiesen. Aufgrund des Aussehens ihrer Gehäuse lassen sich die in Mitteleuropa vorkommenden, so genannten Wasserlungenschnecken aber gut unterscheiden und werden heute in fünf Familien eingeteilt: Während zu den Schlammschnecken (Lymnaeidae) und den Tellerschnecken (Planorbidae) einige auffälligere Arten gehören, sind die Vertreter der Teichnapfschnecken (Acroloxidae), Flussnapfschnecken (Ancylidae) und Blasenschnecken (Physidae) überwiegend sehr klein und unscheinbar.
Wie die Landlungenschnecken1 besitzen auch die Wasserschnecken jeweils ein Paar Fühler. Die Augen der Tiere sitzen aber nicht wie bei den Landschnecken an der Spitze der Fühler, sondern an deren Basis. Das sieht man gut bei der relativ großen Posthornschnecke.
Andere Gemeinsamkeiten von Land- und Wasserschnecken finden sich im Körperbau, in der Art der Fortpflanzung und in der Lebensweise der Tiere: Alle diese Schnecken besitzen einen weichen Körper, der zum großen Teil durch das Gehäuse geschützt wird. Als Zwitter befruchten sich die Tiere wechselseitig. Die Jungtiere schlüpfen direkt aus den Eiern; es gibt also kein Larvenstadium.
Die Nahrung der Wasserschnecken besteht vor allem aus Algen und frischen oder abgestorbenen Blättern anderer Wasserpflanzen, aus Moder und teilweise auch aus toten Tieren (Aas).
Die Posthornschnecke (Planorbarius corneus) ist die größte heimische Tellerschnecke. Ihr dunkelbraunes, flaches Gehäuse besitzt vier bis fünf regelmäßig kreisrunde Umgänge und erreicht Durchmesser von bis zu 40 Millimeter. Sie ist ein typischer Allesfresser, bevorzugt aber wie andere Wasserschnecken Algen. Man findet sie meist in ruhigen, pflanzenreichen Gewässern – häufiger im Norden Deutschlands als im süddeutschen Raum.
Eine andere Tellerschnecke ist im Norden wie im Süden ziemlich häufig: Die Gemeine Tellerschnecke (Planorbis planorbis) besiedelt sogar Teile der Ostsee, verträgt also auch Meerwasser mit nicht zu hohem Salzgehalt. Ihr Gehäuse ähnelt dem der Posthornschnecke, ist aber nur etwa halb so breit. In vielen Tümpeln kann man im Sommer gut beobachten, wie sie von unten an der Wasseroberfläche entlang gleitet und dabei die Algen abweidet.
Genauso bewegt sich gelegentlich auch die Spitzhorn-Schlammschnecke, auch Spitzhorn (Lymnaea stagnalis) genannt, ein Vertreter der Schlammschnecken, obwohl diese Wasserschnecken sich meist am Gewässergrund aufhalten und dort im Schlamm nicht leicht zu erkennen sind. Mit ihrem bis zu 7 Zentimeter langen und scharf zugespitzten Gehäuse ist sie die größte Wasserlungenschnecke Mitteleuropas. Bemerkenswert ist, wie variabel ihre Gehäuse sein können. So bilden Spitzhornschnecken, die in Schilfgürteln größerer Teiche und Seen leben, hakenartige Fortsätze aus, mit deren Hilfe sie sich bei unruhigem Wellengang an die Schilfhalme klammern können. Auch zeigen viele Individuen große Unterschiede im Verhältnis von Gewinde und Gehäusehöhe. ...
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 12/08 lesen.