Die »Kinderkunstwerkstatt« ist ein von Christel van Dieken entwickeltes Fortbildungsangebot für Erwachsene, die mit kleinen Kindern arbeiten. Es entstand auf der Grundlage der Reggio-Pädagogik und möchte Erzieherinnen ermutigen, schon den Jüngsten in der Krippe einen Rahmen zu schaffen, in dem sie bildnerisch gestalten können.
Der Begriff »Kinderkunstwerkstatt« setzt sich aus drei Wörtern zusammen:
• Kinder: der Hinweis auf die Zielgruppe;
• Kunst: der Hinweis auf die Bedeutung ästhetischer Bildung;
• Werkstatt: der Hinweis auf eigenes sinn(en)volles Tun mit Kopf, Herz und Hand.
In diesem Sinne beschreibt der Begriff »Kinderkunstwerkstatt« sowohl einen inneren Raum als auch einen realen Ort – und natürlich einen »Raum« für Kinder aller Altersstufen. Mein Anliegen ist es jedoch, nachvollziehbar zu beschreiben, wie diese Form der Arbeit in der Praxis mit den Allerkleinsten umgesetzt werden kann.
In der Kinderkunstwerkstatt können Kinder…
• Spuren hinterlassen: Das ermöglicht die Erfahrung, dass sie etwas bewirken können.
• mit vielfältigen Materialien umgehen: Das ermöglicht Erfahrungen über die Materialität der Welt.
• den Umgang mit Werkzeugen erproben: Das ermöglicht die Erfahrung der Handhabbarkeit von Dingen.
• dem Eindruck Ausdruck geben: Das ermöglicht die Erfahrung, Ausdrucksformen/«Sprachen« entwickeln zu können.
• Werken von Künstlern begegnen: Das ermöglicht eine differenzierte Sicht auf die Welt.
Damit Kinder – speziell Kinder unter drei Jahren – vielfältige ästhetische Erfahrungen machen und sie gestalterisch ausdrücken können, brauchen sie bestimmte Bedingungen, die ihnen das ermöglichen. Dazu gehören:
• Beziehung, Anregung und Ermutigung von allen Seiten: Erwachsene und andere Kinder;
• Ateliers und Miniateliers für gestalterisches Arbeiten;
• anregungsreiche Materialien;
• Zeit zum intensiven Arbeiten und Erleben;
• keinen Leistungs- und Erfolgsdruck, kein »richtig« oder »falsch«;
• keinen Konformitätsdruck, zum Beispiel durch die Arbeit mit Schablonen.
Ästhetische Bildung
Der Begriff »Ästhetik« entstammt dem griechischen Wort«aisthesis«. Aisthesis bedeutet Sinn, Sinnesorgan, sinnliche Wahrnehmung, also die Aneignung von Welt nicht nur durch Worte. Das Verstehen von Welt – der Dinge, Personen und Verhältnisse, die ein Kind umgeben – ist eine sinnliche, eine aisthetische Erfahrung, die durch ein Wechselspiel zwischen Person und Gegenstand entsteht. Deshalb sprechen die Reggianischen Pädagogen, die vehement eine Pädagogik der Sinne vertreten, vom Flirt des Kindes mit dem Gegenstand.
Ästhetische Bildung zu definieren, das heißt beide Begriffe – Aisthetik und Bildung – in ihrer jeweiligen Bedeutung zusammenzudenken. »Jede Erfahrung, die ein Kind macht, macht es über seine Sinne. Das Kind eignet sich die Welt mit all seinen Sinnen über handelnde Erfahrung an. Da Kinder in ihren ersten Lebensjahren mehr als später jemals wieder aus dem lernen, was sie über ihre Sinne erfahren, dürfte ästhetische Bildung einen wesentlichen Teil basaler kindlicher Bildung ausmachen.«1
Aus ästhetischen Erfahrungen des Kindes resultieren Erkenntnisse, resultiert ästhetisches Denken.
1 Vgl. Schäfer a.a.O., S. 85
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 01-02/09 lesen.