Ein Kunstprojekt
Nach der Beschäftigung mit Märchen, deren Umsetzung in Bilderbücher und der Auseinandersetzung mit Liedertexten – in Musik-Installationen – ging es im Projekt »Kunst und Literatur« um Lyrik. Zu Ingeborg Bachmanns Gedicht »Freies Geleit« sollten Bilder entstehen. Barbara J. Leitner berichtet.
Für den Einstieg luden wir Sybille Denker ein, Schauspielerin und Mutter eines unserer Kindergartenkinder, die uns das Gedicht vortrug. Die Mädchen, Jungen und Erzieherinnen hörten gespannt zu.
Das Gedicht-Buch
Im ersten Teil unseres Projekts sammelten die Kinder Erfahrungen mit den traditionellen Drucktechniken Holz- und Linolschnitt. Zur Herstellung von Stempeln standen ihnen Materialien wie Moosgummi, Radiergummis, Polystyrol und Korken zur Verfügung. Nun wählte sich jedes Kind eine Stelle aus dem Gedicht aus und konnte entscheiden, ob es malen, zeichnen, drucken oder verschiedene Techniken anwenden möchte.
Das Gedicht wurde immer wieder vorgelesen. Anfangs waren die bildlichen Stellen sehr beliebt – »König Fisch«, »Hoheit Nachtigall«, »Feuerfürst Salamander« und »Rauchpilze« entstanden. Da wir ein Gedicht-Buch für die Leseecke herstellen wollten, wagten sich die Kinder mit der Zeit auch an die anderen Gedicht-Zeilen, und es entstanden wunderbare Umsetzungen von »winddurchschossenen Bäumen«, »schlaftrunkenen Vögeln« und dem »freien Geleit ins All«.
Das Gemeinschaftswerk
Im zweiten Teil des Projekts sollte ein Gemeinschaftswerk auf einer großen Leinwand entstehen. Gemeinsam arbeiteten wir an einem Bild zu Ingeborg Bachmanns Gedicht und stellten fest, dass man, wenn ein Bild wirklich künstlerisches Niveau haben soll, viel mehr Zeit braucht, als wir zur Verfügung hatten. Bei uns spielte sich der künstlerische Prozess gewissermaßen im Zeitraffer ab, obwohl wir immer wieder innehielten, reflektierten, das Bild betrachteten und uns fragten, ob es noch »stimmig« ist.
Manchmal war es schmerzhaft, Motive verwerfen zu müssen – sprich: Sie wurden übermalt, und wir mussten neu beginnen. Arbeitet man künstlerisch, muss man eine hohe Frustrationstoleranz entwickeln und lernen, damit umzugehen, dass der Prozess mitunter stagniert. Sich mit Kindern auf diesen Weg zu begeben, das braucht Zeit und Geduld. Aber: Zeit hatten wir nicht, und so kam alles etwas anders als geplant…
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 04/10 lesen.