Essen und Schlafen in der Krippe
Christel van Dieken und Torsten Lübke erzählen am Beispiel von Alltagssituationen, wie professionelle Arbeit in der Krippe gelingen kann.
Die Beispiele beschreiben Praxis in der Hamburger Kita Tornquiststraße.
Mahlzeiten in der Krippe
Wir nehmen Kinder als eigenständige Menschen ernst, die bald selbstständig essen und denen wir Mahlzeiten in einer ansprechenden Atmosphäre bieten wollen.
Esskultur erleben
Kinder haben das Recht auf ein ungestörtes Frühstück und Mittagessen: Damit sie ungestört frühstücken können, müssen sie bis 8.30 Uhr gebracht werden. Kinder, die später kommen, werden in einem anderen Raum begrüßt und betreut.
Kinder haben das Recht auf genussvolles und gesundes Essen: Damit wir beeinflussen können, was die Kinder essen, stellen wir ihnen Frühstück und Mittagessen zur Verfügung. Wir legen Wert auf ausgewogene, gesunde und abwechslungsreiche Ernährung.
Der Frühstücks- und der Mittagessenplan werden montags neben der Küche zur Information für die Eltern ausgehängt. Wenn die Eltern Fragen haben, können sie die Hauswirtschaftsleiterin ansprechen.
Damit die Kinder entspannt frühstücken können, ist passende Möblierung nötig. Wir haben uns für Ergoline-Hocker in den Höhen 22 und 24 Zentimeter entschieden, weil ihre ergonomische Form es den Kindern gestattet, die Beine gerade auf den Boden zu stellen. So haben sie guten Bodenkontakt, eine stabile Sitzposition und können frei hantieren.
Die Säuglinge bekommen Gläschenkost und jeden Morgen einen Obstbrei, der frisch zubereitet wird. Ganz junge Säuglinge bekommen die Folgenahrung, die der Kinderarzt den Eltern empfahl. Wir kaufen sie und geben sie den Kindern – entsprechend ihren individuellen Zeitbedürfnissen und wenn sie Hunger haben.
Auf religiöse und medizinisch bedingte Ernährungsgewohnheiten nehmen wir Rücksicht.
Kinder haben das Recht auf Esskultur: Jeden Tag – morgens und mittags – decken wir den Tisch ansprechend mit
• einer Tischdecke;
• Marmelade und Honig in Glasschälchen;
• Butter-Vierecken in Glasschälchen;
• Milch in einer Glaskanne gefüllt und verschiedenen Teesorten;
• Wurst und Käse, auf einem Teller angerichtet;
• verschiedenen Brotsorten in einem Brotkorb mit Serviette;
• Brötchen und Frühstückseiern ein Mal in der Woche;
• Müsli ein Mal wöchentlich;
• frischem, kleingeschnittenen Gemüse;
• Porzellangeschirr, Glasbechern und kleinen Glaskannen;
• Kinderbesteck: Messer, Löffel und Gabel;
• kleinen Papierservietten, die in einem Serviettenständer stehen;
• einer Kerze oder Blumenschmuck.
Erwachsene würden den Tisch ähnlich decken, wenn sie gemütlich essen wollen. Soll eine Mahlzeit so gestaltet werden, muss die Krippe für das Frühstück sorgen.
Wir wählten Becher aus Glas, damit die Kinder beim Einschenken sehen können, wie viel Flüssigkeit sich schon im Becher befindet. Die Sitzposition in Höhe der Becher ermöglicht ihnen guten Einblick. Weil die Becher ein gewisses Eigengewicht und somit Standfestigkeit haben, fällt weniger um oder auf den Boden. Die Jüngsten bewegen sich in der Regel viel und manchmal noch unkontrolliert, so dass Plastikbecher oder -teller schneller umkippen würden.
Die Kinder bekommen die gesamte Palette des Bestecks angeboten. Sie entscheiden selbst, welche Teile sie benutzen wollen. Manchmal wechseln sie das Besteck während des Essens, weil sie feststellen, dass sie mit einem anderen Teil besser oder schneller essen können. Sie dürfen auch mit den Fingern essen, weil wir ihnen die Chance geben wollen, die Lebensmittel mit den Händen berühren, also sinnlich erfassen zu können. In der Regel benutzen sie die Finger nur eine Zeitlang zum Essen. Das Vorbild der älteren Kinder und der Erwachsenen wirkt. Sie ahmen es nach, denn sie wollen groß werden und auch mit Besteck essen.
Unternimmt ein Kind lange Zeit keinen Versuch, das Besteck zu benutzen, hat es möglicherweise Bedarf, weitere haptische Erfahrungen zu machen. Wir bieten ihm andere Dinge als Lebensmittel an, zum Beispiel Kleister, Ton oder Rasierschaum, mit denen es ausgiebig schmieren und matschen kann.
Gibt es Salat, wird er den Kindern in einem Extra-Schälchen serviert, damit nicht das ganze Essen in der Salatsauce schwimmt. Nachtisch – Pudding, Quarkspeise, Griesbrei, kleine Pfannkuchen, Apfelschnee oder Eis – gibt es täglich, weil er zu unserer Esskultur gehört.
Jedes Kind, das möchte, bekommt Nachspeise, auch Kinder, die das Hauptgericht nicht gegessen haben. Wenn sie möchten, bekommen diese Kinder etwas mehr als vorgesehen, damit sie satt werden. Hat ein Kind so große Lust auf den Nachtisch, dass es ihn kaum erwarten kann, darf es ihn vor dem Hauptgericht essen.
Obst bekommen die Kinder tagsüber durchgängig. Zum Essen reichen wir Getränke, die ebenfalls immer zur Verfügung stehen.
Während und nach dem Essen benutzen die Kinder Servietten. Nach dem Essen können sie sich mit Waschlappen – ein Lappen pro Kind – selbstständig Mund und Hände abwischen, bevor sie zum Zähneputzen in den Waschraum gehen. Wir sehen darin eher ein Ritual, weil es nicht möglich ist, wirklich alle Kinder dabei zu unterstützen, ihre Zähne gründlich zu putzen. Das teilen wir den Eltern mit, damit sie sich dafür mit ihren Kindern zu Hause Zeit nehmen.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 10/11 lesen.