Steine besitzen für Kinder besondere Anziehungskraft. Dennoch wissen viele von uns nicht allzu viel über Entstehung, Unterscheidung und Benennung verschiedener Gesteinsarten, und die Möglichkeiten, Steine in der Kindertageseinrichtung einzusetzen, werden oft unterschätzt. In einer Serie stellt Herbert Österreicher Gesteine, ihre besonderen Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten vor. Drüber hinaus widmet er sich geologischen und landschaftskundlichen Zusammenhängen. Die Serie begann in Heft 1-2/2012.
In dieser und den nächsten Folgen geht es um Gesteine, die durch Ablagerungsprozesse entstanden. Es sind die so genannten Sedimentgesteine oder Sedimentite1. Dazu gehören Gesteine, die mehr oder weniger fest sein können wie Sandsteine und Kalke, aber auch solche, die von den Geologen als Lockergesteine bezeichnet werden: Kiese, Sande und Tone. Im Folgenden wird es um die grobkörnigsten Vertreter gehen, um Kies in lockerer und verfestigter Form.
Unwiderstehliche Kieselsteine
An Flussufern und Stränden, aber auch an vielen Bodenaufschlüssen im Hügelland können wir die unterschiedlichsten und merkwürdigsten Kieselsteine finden. Für Kinder – aber keinesfalls nur für sie – ist das oft eine Art Schatzsuche: Findest du diesen Stein nicht wunderschön? Und hier: Hast du so einen schon mal gefunden?
An einem Strand oder einem anderen steinreichen Ort Kieselsteine zu suchen und zu sammeln ist für Kinder eine der besten Möglichkeiten, sich aktiv mit einem bestimmten Naturraum auseinander zu setzen. Besonders, wenn sie von einem ortskundigen Erwachsenen begleitet werden, der viel über Gesteine weiß.
Umgangssprachlich kann jeder kleinere Stein, der durch den Transport im Wasser gerundet wurde, als Kieselstein bezeichnet werden. Mineralogen und Geologen sprechen jedoch von Geröll, denn das Wort »Kiesel« kann zu Verwechslungen mit Kieselsäure führen, die sich zwar in Form von Quarz oder Silikat in vielen Gesteinen findet, aber längst nicht in allen.
Die bunte und formenreiche Vielfalt ist wohl das schönste Merkmal der Kieselsteine. Sie lässt sich auf eine Vielfalt an Mineralen zurückführen, aus denen die einzelnen Steine aufgebaut sind. Es gibt Gesteine, die aus einem einzigen Mineral bestehen, zum Beispiel Quarzknollen, und solche aus dichten Gemischen unterschiedlichster Minerale.
Besonders viele unterschiedliche Kieselsteine lassen sich an den Voralpenflüssen finden, die in gewisser Weise die Erben früherer Gletscherströme sind. Diese Ströme erstreckten sich während der großen Vereisungen im Laufe der letzten ein bis eineinhalb Million Jahre mehrere Male von den Alpen Richtung Norden und transportierten eine ungeheure Menge Gestein. Neben den Gesteinen der Nördlichen Kalkalpen brachten diese Gletschervorstöße auch zahlreiche Gesteine aus den Zentralalpen nach Norden, deren Strukturen und Färbungen auffällig und interessant sind: silbrig glitzernde Schieferarten und Gneise, dunkelgrüne und grünrote Amphibolite, rosafarbene Marmore, Quarzphyllite und sogar bestimmte Vulkanite wie Andesit2.
Zu den Besonderheiten unter den Kieselsteinen an Lech, Isar und Inn gehört ein auffälliger Granit3, der grau-grün gefleckt und mittel- bis grobkörnig ist. Er enthält kleine dunkelbraune Nester aus dunklem Glimmer4 und wird nach seiner Herkunft in den Schweizer Alpen auch Julier-Granit genannt. Weil sein Vorkommen in Kiesgruben und anderen Aufschlüssen nördlich der Alpen nachweist, wie stark bestimmte Vergletscherungen waren und wie weit ihre Wirkung über den Alpenraum hinausging, gilt er als wichtiges Leitgeschiebe.
- Vgl. Heft 3/2012: Kreislauf der Gesteine
- Vgl. Heft 4/2012: Basalt und Rhyolith
- Vgl. Heft 6-7/2012: Granite
- Neben dem hellen Glimmer, Muskovit, ist der dunkle Glimmer, Biotit, ein weit verbreitetes Glimmermineral, das vor allem viele metamorphe Gesteine wie Gneis, Schiefer und andere glänzen und glitzern lässt.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 10/12 lesen.