Steine besitzen für Kinder besondere Anziehungskraft. Dennoch wissen viele von uns nicht allzu viel über Entstehung, Unterscheidung und Benennung verschiedener Gesteinsarten, und die Möglichkeiten, Steine in der Kindertageseinrichtung einzusetzen, werden oft unterschätzt. In einer Serie stellt Herbert Österreicher Gesteine, ihre besonderen Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten vor. Darüber hinaus widmet er sich geologischen und landschaftskundlichen Zusammenhängen. Die Serie begann in Heft 1-2/2012.
In der vorletzten Folge der Serie wenden wir uns nach den Schiefern drei metamorphen Gesteinen zu, die aufgrund ihrer Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten besonders interessant sind. Es geht um Marmor, Granatamphibolit und Quarzit. Obwohl sie sich äußerlich teilweise stark unterscheiden, entstehen diese Gesteine doch auf ähnliche Weise unter bestimmten Druck- und Temperaturbedingungen in tieferen Schichten der Erdkruste und sind daher auch oft in denselben Gebieten und Gebirgszügen zu finden.1
Marmor – Inbegriff wertvollen Gesteins
Angesichts des klangvollen Namens und seiner wirtschaftlichen Bedeutung befassen wir uns zuerst mit dem Marmor, der seit Jahrhunderten zu den wertvollsten Natursteinen zählt. Neben dem besonders geschätzten weißen Marmor, der vor allem in Italien (Carrara) und Griechenland (Naxos) abgebaut wird, gibt es unzählige farbige Marmore, deren Farbnuancen ausschließlich auf Spuren anderer Minerale beruhen.
Diese Beimengungen sind häufig so auffallend und für das Gestein so typisch, dass man von Marmorisierung spricht. Die Bandbreite der Farben und Farbtöne erstreckt sich von Gelblich bis Braun, Grün, Blau, Rosa oder leuchtend Rot bis zu tiefem Schwarz. Grüne Marmore enthalten beispielsweise Chlorit oder Serpentinminerale, gelbe und braune oft Limonit, rote oder rötliche Hämatit und andere Eisenverbindungen. In mehrfarbigen Marmoren finden sich stets mehrere unterschiedliche Minerale.
Marmorvorkommen gibt es auf der ganzen Welt. Berühmte Fundorte liegen in Aksehir in Zentralanatolien, wo es fast reinschwarzen Marmor gibt, oder in der brasilianischen Provinz Bahia, wo blau gebänderter Marmor abgebaut wird. In Frankreich, Portugal, Italien und Griechenland gibt es zahlreiche Marmorbrüche, aber auch in Norwegen werden bestimmte Marmore gewonnen. Die Vorkommen in Deutschland sind weniger bedeutend, da sich in den Steinbrüchen im Erzgebirge (Lengefeld, Hermsdorf) und im Fichtelgebirge (Wunsiedel) keine großen Blöcke gewinnen lassen. Der dort abgebaute Marmor wird hauptsächlich als Zuschlagstoff für die Industrie verwendet.
Marmore bestehen vor allem aus Kalk, aber sie gehören nicht wie die meisten anderen Kalkgesteine zu den Sedimentiten (Ablagerungsgesteine), sondern zu den Metamorphiten (umgewandelte Gesteine). Der Mineralbestand – überwiegend Calcit oder Dolomit – veränderte sich während der Metamorphose zwar nicht, und sogar die Eigenschaften des Gesteins blieben weitgehend erhalten. Aber die Mineralkörner wurden durch Zusammenlagerungen deutlich größer, so dass man die Spaltflächen der einzelnen Kristalle im Licht wie Kristallzucker glitzern sehen kann. Meist sind die Kristallkörner des Calcits mit freiem Auge erkennbar.2
Was hingegen Marmor von allen Kalkgesteinen deutlich unterscheidet, ist das völlige Fehlen von Fossilien. Die Druck- und Temperaturbedingungen, die zur Bildung von Marmor – wie auch aller anderen metamorphen Gesteine – führten, löschten alle sichtbaren Lebensspuren.
1 Vgl. Heft 8-9/2013: Schiefer
2 Der glänzenden, schimmernden Oberfläche verdankt das Gestein seinen Namen: Der Begriff Marmor geht auf das altgriechische mármaros zurück und fand in abgewandelter Form Eingang in zahlreiche Sprachen.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 10/13 lesen.