Seit der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz gilt, werden überall Erzieherinnen und Erzieher gesucht. Auch Menschen aus anderen Berufen sind willkommen und haben die Möglichkeit, neben der Arbeit in der Kita eine berufsbegleitende Ausbildung zu absolvieren. Was bedeutet das für ein Kita-Team und die Erzieherin, die einen Auszubildenden anleitet?
Marie Sander, stellvertretende Leiterin in der Berliner Kita St. Thomas, berichtet. Erika Berthold schrieb das Gespräch auf.
Als Thomas Radam zu uns kam, hatte ich gerade eine Fortbildung zum Thema »Erzieherinnen als Praktikantenanleiterinnen«. Das war gut, denn dadurch fühlte ich mich wenigstens ein bisschen auf die Zusammenarbeit mit ihm vorbereitet.
Für andere Ausbildungsvarianten gibt es Praktikumspläne, die sich zwar andauernd ändern, aber immerhin. Für Leute wie Thomas gibt es das nicht. Wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass sie sofort in die Arbeit einsteigen müssen, auf ihren halben Stellen. So eine Stelle und das Einverständnis des Arbeitgebers mit der dreijährigen Ausbildung ist nämlich eine der Zugangsvoraussetzungen. Wenn die Leute vorher nicht schon in einem ähnlichen Beruf gearbeitet hatten, haben sie zwar weder Ahnung von der Theorie noch von der Praxis, trauen sich aber zu, mit Kindern umzugehen oder wollen es probieren. Sie steigen ein und müssen gleich mitarbeiten, weil sie im Stellenschlüssel sind, also keine zusätzlichen Leute, zu denen man sagen kann: »Ich nehme dich jetzt mal an die Hand, zeige dir alles, und wenn du was nicht weißt, fragst du.« Nein, sie werden gebraucht und müssen schnell Verantwortung übernehmen. Sind sie nicht gerade die geborenen Pädagogen, ist das eine ziemliche Belastung für das Team.
Wie war das bei Thomas Radam?
Der Einstieg fiel ihm nicht leicht. Oft musste ich ihm erklären, was jetzt wichtig ist und worauf er achten soll. Zum Glück kann er gut mit Kindern umgehen und fand schnell Kontakt zu ihnen. Sie mögen ihn, haben ihn gern, besonders die Allerkleinsten aus der Nestgruppe. Das ist sowieso die beste Voraussetzung.
Ist er der einzige Mann im Team?
Ja. Zwar hatten wir auch vorher schon Männer im Team, aber nur als Vertretung, nicht fest.
Was hat Thomas Radam früher gemacht?
Er war selbstständig, hatte einen eigenen Laden und kennt sich mit Fußbodenbelägen aus. Das war praktisch für uns: Die lockere Ecke an unserem Fußbodenbelag ist jetzt fest. Ich war damals gerade in einer Gender-Arbeitsgruppe und dachte prompt: Typisch, der Mann übernimmt jetzt bei uns die handwerklichen Arbeiten. Zum Glück kam ich schnell auf den Trichter, dass man den Männern das nicht unbedingt verbieten muss. Jedenfalls ist Thomas hilfsbereit und freut sich, dass er uns mit seinen handwerklichen Fähigkeiten nützlich sein kann.
Ungünstig ist übrigens, dass Thomas wöchentlich nur drei Tage in der Kita arbeitet. Dienstags und mittwochs hat er Schule. Dadurch können sich Abläufe nicht so leicht festigen, bestimmte Rhythmen werden immer wieder unterbrochen…
… und die Planung fällt schwerer.
Um damit besser zurechtzukommen, hatten wir während der Fortbildung eine kleine Arbeitsgruppe gebildet und uns überlegt: Was könnten wir denn für Leute aus der berufsbegleitenden Ausbildung planen? Im ersten Jahr: orientieren und mitgestalten. Im zweiten Jahr: aktiv mitgestalten und mehr reflektieren. Im dritten Jahr: eigenverantwortlich arbeiten.
Das klingt zwar ein bisschen hölzern, ist aber ein brauchbares Gerüst, wenn man es unterfüttert. Zum Beispiel beim Thema »Zusammenarbeit mit Eltern«: »Mit einem >Steckbrief< stellt der Praktikant sich den Eltern vor. Er kennt alle Eltern, und die Eltern kennen ihn. Er ist in der Lage, selbstständig Kontakt zu den Eltern aufzunehmen. Er nimmt an Elternabenden und Festen teil. Beobachtend nimmt er an Eltern- und Entwicklungsgesprächen teil.« All das können Entwicklungsschritte in den Ausbildungsjahren sein. Wichtig ist nämlich, dass man weiß: Wie fängt man an? Wie geht es weiter? Was ist der rote Faden? So etwas müssten wir eigentlich für alle Entwicklungsbereiche aufschreiben…
www.grosse-zukunft-erzieher.de
Auch für Quereinsteigerinnen bietet der Beruf Erzieherin eine interessante Zukunftsperspektive. Wissenswertes finden Interessierte auf dieser Seite unter > Quereinstieg oder > Fragen und Antworten.
www.erzieher-werden-in-berlin.de
Mit dieser Homepage und der dazugehörigen Broschüre (oben rechts downloaden) bietet das Land Berlin allen am Erzieherberuf Interessierten eine Orientierungshilfe an, damit sie die eigenen Voraussetzungen und Kompetenzen kritisch in den Blick nehmen und sich für den geeigneten Weg in den Beruf entscheiden können.
www.koordination-maennerinkitas.de
Die Koordinationsstelle »Männer in Kitas« hat sich ein Ziel gesetzt: In den kommenden Jahren will sie mit Verantwortlichen aus Politik und Praxis den Anteil männlicher Fachkräfte in Kitas spürbar steigern. Die Koordinationsstelle ist an die Katholische Hochschule für Sozialwesen angegliedert und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
www.männerinkitas.de
Die bundesweite Fachtagung »Männer in Kitas« thematisierte in diesem Jahr die Gleichstellung von Männern in Er-ziehung und Bildung. Im Mittelpunkt der Vorträge und der 19 Workshops stand die Frage, welche positiven Werte die Gesellschaft aus dem Engagement von Männern – als Erzieher und als Väter – schöpfen und entwickeln kann.
www.mehrmännerinkitas-mv.de
In Mecklenburg-Vorpommern tragen der Verein »Auf der Tenne« und sein Partner, der ASB Regionalverband Nord-Ost, die Verantwortung für das Modellprojekt »Mehr Männer in Kitas – MV«. Ziel ist es, den Anteil des männlichen Fachpersonals in den Kitas zu erhöhen und den Erzieherberuf attraktiver zu machen. Der Trägerverbund unterstützt junge Menschen, vor allem junge Männer, auf dem Weg zum Erzieher. Er beantwortet in den Kontaktstellen in Dummerstorf bei Rostock und Stralsund, auf dieser Projektseite und in der »Arbeitsgruppe Männer« alle Fragen zur Ausbildung und zum Beruf.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 11-12/13 lesen.