Wie ein Dresdner Kita-Team die Mittagspause neu gestaltet. Ein Erfahrungsbericht, aufgeschrieben von Barbara Leitner
Eine Mutter regt sich auf. Ihr Sohn werde in der Kita zum Mittagsschlaf gezwungen, obwohl er gar nicht müde und es auch nicht gewohnt sei, sich mittags hinzulegen.
Zuvor lebte die Familie in Niedersachsen. Da gab es »Wachgruppen«. In den Kitas im Dresdener Umland sei das nicht möglich, erfuhr die Mutter. Der Personalschlüssel lasse es nicht zu. Üblich sei, dass die Kinder mittags zwei Stunden ruhen und schlafen, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Das sei so normal, dass die Kinder, wenn sie Kita spielen, sagen: »Mach die Augen zu. Auch wenn ich rausgehe – die Augen bleiben zu!«
Herrscht hier 25 Jahre nach der Wende noch immer das alte Bild vom Kind, fragt sich die Mutter und wendet sich ans Jugendamt. Dort antwortet man ihr: Laut Sächsischem Bildungsplan sollten sich im Laufe des Tages Phasen der Aktivität und der Ruhe abwechseln, und die Kinder sollten diese Phasen selbst gestalten. Auch Sachsen orientiere sich am Nationalen Kriterienkatalog »Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder«. Der verlange, den individuellen Ruhe- und Schlafbedürfnissen der Kinder Rechnung zu tragen und entsprechende Maßnahmen zu treffen. Der Rest sei Sache der Träger.
Ich wollte wissen, ob man die Mittagszeit in Sachsen den Bedürfnissen der Kinder entsprechend gestaltet, und besuchte das Team der Kita Leubnitzer Straße in Dresden, eine Einrichtung der Outlaw-Gesellschaft für Kinder- und Jugendhilfe gGmbH.
Wenn der Gong ertönt...
Kurz vor 11.00 Uhr. Die meisten Kinder spielen noch im Garten und verstecken sich in den Büschen. Im Haus ist eine Erzieherin gerade dabei, die Tische in den Speiseräumen – ein größerer und ein kleinerer – zu decken. Sie stellt die Teller hin und legt Besteck daneben. Gleich wird sie mit einem Gong durchs Haus und in den Garten gehen, um die Kinder wissen zu lassen: Das Restaurant ist geöffnet! Wer Hunger hat, kann zum Essen kommen! Dann wird sie die Wagen mit dem Kartoffelpüree, dem Frikassee und dem Apfelstrudel mit Vanillesoße in die Speiseräume schieben und die Schüsseln auf die Tische stellen, damit die Kinder sich selbst bedienen können. In den kommenden anderthalb Stunden begleitet sie in einem der beiden Speiseräume die Mädchen und Jungen während des Mittagsessens. Im anderen Raum ist eine Kollegin zugange.
Nach 12.00 Uhr wird sie erneut den Gong anschlagen, damit die Kinder, die den Weg in die Speisesäle bisher noch nicht fanden, wissen: Jetzt gibt es nicht mehr lange was zu essen.
Inzwischen verschafft sich eine Kollegin an einer Wandtafel mit Fotos von jedem Kind einen Überblick, wer noch einen leeren Magen haben könnte, denn auf dem Weg in den Speisesaal hängen die Kinder, die essen gehen, stets ihre Bilder ab. Eine andere Kollegin verwandelt in dieser Zeit den Bewegungsraum in einen Schlafsaal für die Kinder, die sich entschieden haben, Mittagsruhe zu halten.
Seit August 2013 gibt es in der Kita flexible Essenszeit und für die Mittagspause zwei Schlaf- oder Ruhegruppen und eine Gruppe für Kinder, die weiter spielen möchten. Das war nicht immer so.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 08-09/14 lesen.