Praktizierte Partizipation in der Kita
Kinder an allen sie betreffenden Angelegenheiten zu beteiligen ist eines der wichtigen Kinderrechte weltweit. Eines, bei dessen Umsetzung in Deutschland erheblicher Nachholbedarf besteht. Wie Mitbestimmung von Kindern im Alltag einer Kita gelebt wird, wollte Barbara Leitner wissen.
Morgens um acht in Eggersdorf-Petershagen, östlich von Berlin: Die Kinder der Kita »Buratino« werden im Bewegungsraum mit Liedern und Hinweisen auf die Projekte am Tag empfangen. Die moderierende Erzieherin erinnert: »Nicht vergessen: Heute ist Kinderkonferenz. Wer geht aus eurer Gruppe hin?« Damit meint sie eine Zusammenkunft der Kita-Kinder, die alle zwei Wochen stattfindet.
Eine knappe Stunde später trudeln 22 Mädchen und Jungen zwischen drei und sechs Jahren in dem herbstlich geschmückten Saal ein. Vier Erzieherinnen sind auch dabei.
Svea und Lara, fünf und sechs Jahre alt, sind heute die Gesprächsführerinnen und haben bereits geholt, was zu jeder Kinderkonferenz gehört – die Krone für die Redner, Symboltafeln für die anstehenden Themen und Steine für die Abstimmung. Nun schmücken sie noch die Versammlungsmitte mit Federn und Blättern, und dann geht die Konferenz auch schon los. Die blondgelockte Svea eröffnet mit einem Glöckchen die Kinderkonferenz und fragt gleich: »Wer will was sagen?«
So wird die Tagesordnung bestimmt: Lara verteilt laminierte Sonnen, Wolken oder Blitze, je nachdem, ob über eine freudige, eine traurige oder eine ärgerliche Angelegenheit gesprochen werden soll. Und schon hat das erste Kind die Krone auf und erzählt von einem Ereignis in seiner Familie.
Kinder als Versammlungsleiter
Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Mädchen die Versammlung leiten. Im vergangenen Kitajahr übten sie noch neben den »Großen«, die jetzt in der Schule sind. Nun sind sie selbst die »Großen«, und was bei den anderen so einfach aussah, gelingt ihnen nicht sofort. Schnell wird die Situation unübersichtlich. »Worüber wollten wir heute reden?« unterstützt Erzieherin Karin Hemberger, die die Kinder bei ihrer Versammlung begleitet. »Über das Elterncafé«, meldet sich ein Junge. Und das Thema ist gefunden.
Ende der Woche findet ein Herbstfest in der Kita statt. Dort möchten die Kinder den Eltern verschiedene Marmeladen und Apfelmus in Gläsern verkaufen, die sie zusammen mit den Erzieherinnen in den zurückliegenden Monaten in Ernährungsprojekten eingekocht haben – von Kirschen, Pflaumen, Brombeeren und Äpfeln aus dem Kita-Garten. Kuchen wollen sie auch servieren und neue Lieder vorstellen. Welche Lieder, das ist jetzt die Frage für die Runde.
Es werden Vorschläge unterbreitet, es sind jedoch noch zu viele Lieder für das Fest. Eine Erzieherin malt jeweils ein Zeichen für ein Lied auf ein Blatt, und mit den Nuggetsteinen entscheiden die Kinder, welche Lieder sie diesmal präsentieren werden. Die drei mit den meisten Steinen schaffen es aufs Programm.
partizipation-und-bildung.de
Der gemeinnützige Verein engagiert sich vor allem für die demokratische Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, auf der Webseite findet man Anregungen und praktische Tipps.
www.partizipationsnetzwerk.de
Dieses Projekt möchte kindgerechte Formen sozialer Partizipation fördern und somit die aktive Beteiligung von Kindern an demokratischen Entscheidungsprozessen erhöhen. Dafür stellt das Netzwerk verschiedene Materialien zur Verfügung.
www.kita-bildet.eu/index.php/nachhaltige-bildungsarbeit-und-partizipation.html
Das Niedersächsische Kultusministerium präsentiert hier die erfolgreiche Arbeit einiger Kitas, die dank der Förderprogramme ihre fachlichen Schwerpunkte in der pädagogischen Arbeit ausbauen konnten.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 10/14 lesen.