Ein Test für den Geschmackssinn
Der Geschmackssinn ist im Vergleich zu unseren anderen Sinnen nicht besonders gut ausgeprägt und lässt sich leicht täuschen. Dennoch können uns die entsprechenden Wahrnehmungen wichtige Informationen vermitteln, besonders dann, wenn wir dabei auch den Geruchssinn einsetzen.
Die Nase schmeckt mehr als die Zunge
Wenn wir den Geschmack einer Speise oder eines Getränks beurteilen wollen, halten wir meist unsere Zunge für das Instrument, mit dem wir eine bestimmte Geschmacksqualität feststellen. Viel entscheidender ist jedoch die Geruchswahrnehmung. Nach einer groben Abschätzung beruht ein Geschmacksurteil zu etwa 80 Prozent auf der Leistung unserer Riechzellen und nur zu etwa 20 Prozent auf der unserer Geschmackssinneszellen auf der Zunge und im Mundraum. Dabei steigen Aromamoleküle von der Mundhöhle aus in die Nase und lösen dort Impulse aus, die direkt an das Gehirn gesendet werden. Wir riechen das Essen also beim Kauen.
Zusätzlich leiten Nervenfasern auch die Impulse von den Geschmackssinneszellen ins Gehirn. Diese befinden sich in den so genannten Geschmackspapillen vor allem auf der Spitze, den Rändern und dem Rücken der Zunge. Wir können dabei fünf Geschmacksrichtungen wahrnehmen: süß, sauer, salzig, bitter – und umami, den sogenannten Fleischgeschmack, von dem man erst seit einiger Zeit weiß, dass er proteinhaltige Lebensmittel kennzeichnet. Erst das Zusammenspiel von Geruch und Geschmack ermöglicht uns eine umfassende Wahrnehmung der jeweiligen Geschmacksqualität. Das Schmecken ist also ein komplexer Prozess.
So kann es gemacht werden
Um die Kinder mit diesem Geschmackstest überraschen zu können, werden die verschiedenen Lebensmittelproben vorab in etwa würfelzuckergroße Stückchen geschnitten. Dabei sollten von jeder Probe mindestens 2 bis 3 Stück pro beteiligtem Kind zur Verfügung stehen und eine größere Anzahl der Probenstückchen mit einem Zahnstocher versehen sein. Diese Proben werden auf Teller oder flache Schalen verteilt und – abgedeckt mit einem Tuch – in die Mitte eines großen Tisches gestellt, um den herum sich die Kinder versammelt haben.
Nach einer kurzen Vorbesprechung, bei der die Kinder vielleicht auch nach ihren Lieblingsspeisen gefragt werden, verbinden Sie den Kindern die Augen und bitten sie, sich mit Daumen und Zeigefinger einer Hand die Nase zuzuhalten. In die andere Hand legen Sie nun jedem Kind behutsam einen Zahnstocher mit einer der Geschmacksproben und fordern das Kind auf, durch konzentriertes Schmecken herauszufinden, um welches Lebensmittel es sich handelt. Damit das alles bei einer etwas größeren Anzahl von Kindern nicht unübersichtlich wird, ist es sinnvoll, alle Kinder hintereinander zunächst nur ein Lebensmittel testen zu lassen.
Erst wenn alle die Gelegenheit hatten, sich ein Urteil über die betreffende Substanz zu bilden, geht man zum nächsten Lebensmittel über. Nach dem Testen der auf Zahnstochern aufgespießten Proben beginnt ein zweiter, etwas schwierigerer Test, der am besten mit den Kindern gemeinsam vorbereitet wird: Mit Hilfe einer Obstoder Gemüsereibe reiben Kinder zunächst einen Apfel und eine Birne in jeweils eine kleine Schale. Gleichzeitig zerdrücken andere Kinder die gekochte und geschälte Kartoffel sowie die weiche gedünstete Möhre – ebenfalls getrennt in jeweils einem Schälchen.
Den Geschmackstest mit allen vier verschiedenen Breisorten macht nun ein Kind nach dem anderen, mit verbundenen Augen und zugehaltener Nase: Lassen sich Apfel-, Birnen-, Kartoffel- und Möhrenbrei ohne Zuhilfenahme des Geruchssinnes zuverlässig
unterscheiden?
Herbert Österreicher ist Diplom-Ingenieur und Magister Artium. Er plant und gestaltet Außenanlagen und Gärten von Kindereinrichtungen. Darüber hinaus führt er Seminare und Exkursionen zu verschiedenen Bereichen der Umweltbildung durch und ist als Autor für Fachzeitschriften und Verlage tätig.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.kinderfreiland.de
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 09-10/19 lesen.