Erlebnisse im Kita-Atelier
Catherine Désenfant übernahm als Kunstpädagogin über mehrere Jahre die Verantwortung für ein offenes Malatelier in einer multikulturellen Kita in Berlin. Während dieser Zeit ließ sie sich von der besonderen Ausdruckskraft von Kindern verzaubern.
Kinder kommen mit einem magischen Potenzial zur Welt: Sie schauen, hören, schmecken, tasten und fühlen intensiv. Leichtfüßig unterwegs, erobern sie mit allen Sinnen ihre Umgebung und stoßen wie von selbst auf Ausdrucksformen, die sie befähigen, ihr Erleben nach außen zu kehren. Es können Klänge sein, Lieder, Rhythmen, Geschichten, Träume, Tänze – oder auch Bilder. Es bedarf nicht viel, um sie zu motivieren. Wichtig ist vor allem, eine wertfreie Atmosphäre zu schaffen, mit den Kindern in Beziehung zu treten und durch Empathie ihr Vertrauen zu gewinnen. Wenn das gegeben ist, wird alles möglich.
Schwebender Zauber
Während meiner Arbeit in der Berliner Kita kamen die Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren zu mir ins Atelier, wenn sie das Bedürfnis hatten zu malen. Weil der konzeptionelle Schwerpunkt der Kita auf Musik, Interkulturalität und Integration lag, brachten die Kinder verschiedene künstlerische und soziale Fähigkeiten und Erfahrungen mit. Unabhängig davon, welche Besonderheiten ein Kind einfließen ließ, wollte ich alle Kinder fürs Malen begeistern, ohne sie durch Anleitung oder Erwartungshaltungen einzuengen. Ich begleitete sie zwar während des Malprozesses, blieb aber im Hintergrund.
Und es geschah immer wieder: der magische Moment, wenn ein Kind mit wenigen Farbstrichen eine nahezu perfekte
Bildkonstruktion vor meinen Augen entstehen ließ. Dann galt es, den passenden Hintergrund zusammen zu kreieren, der das Werk zur Geltung bringen würde. Als Künstlerin wusste ich, dass ich viel mehr Aufwand gebraucht hätte, um die flüchtige Leichtigkeit darzustellen, die in Kinderbildern so oft zu finden ist. Im Gegensatz zu Erwachsenen, die mit ihren Gedanken und Sorgen so fast immer in der Vergangenheit oder Zukunft leben, sind Kinder meist ganz und gar im Moment.
Beim Malen sind sie sehr präsent – sowohl mit ihrem Körper als auch mit ihren Ideen. Dabei entstehen wunderbar
lockere Pinselstriche und spontan gewählte, kräftige Farbkombinationen.
Catherine Désenfant ist Künstlerin. Acht Jahre lang leitete sie ein offenes Atelier in einer Berliner Kita. Heute hält sie sich überwiegend in ihrem eigenen Atelier auf, um an Ölbildern zu arbeiten, die konkrete und abstrakte Motive verknüpfen.
Kontakt
www.desenfant.de
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 05-06/2022 lesen.