»Die Selbsterkenntnis ist die Quelle allen Wissens.«
Lu Chiu-Yüan (1139–1193), chinesischer neo-konfuzianischer Philosoph
Liebe Leser:innen,
wer ich bin, bestimme ich selbst! Oder eben doch nicht? Sei es die Sprache, die Herkunft, das Aussehen oder das Lieblingsessen – ob wir uns angenommen fühlen wie wir sind oder uns immer erklären müssen, macht einen Unterschied. Dieser kann unsere Biografie bis ins Erwachsenenalter prägen und einen Ausschlag dafür geben, ob wir uns selbst und andere, annehmen, wie wir sind.
Wo wir auf dem Weg in eine bunte Gesellschaft stehen und wie wir die Identitätsentwicklung der Jüngsten in diesem Sinne fördern können, fragten wir Autor:innen, die diesem Thema aufgrund ihrer eigenen Biografie oder bzw. und ihrer beruflichen Expertise nahestehen. Einer von ihnen ist Orkan Tan. Der Erzieher, der sich mit Glatzkopf, Bart und Tattoos allein schon optisch von seinen Kolleg:innen unterscheidet, lädt Kinder ein, durch Selbstportraits zu erfahren, was sie besonders macht und gleichzeitig zum »Wir« werden lässt.
ManuEla Ritz ist mit dunkler Hautfarbe in der ehemaligen DDR aufgewachsen. Die Expertin für Adultismus- und Rassismuskritik lädt zur Reflexion unserer Biografie ein: Wer war mein Vorbild? Wann und wie erlebte ich Diskriminierung?
Von ihren Erfahrungen, wie innere Schubladen einer gründlichen Inspektion unterzogen und bei allem Respekt vor Gleichheit der Blick fürs Besondere bewahrt werden können, berichtet die Erziehungswissenschaftlerin Caroline Ali-Tani. Gedanken über den Einfluss auf das Erlernen von Geschlechtsbildern, macht sich Daniel Holtermann. Der Experte für geschlechterreflektierte Pädagogik hat sich der Frage gestellt, welches Bild von männlicher Identität das Nachahmen von Konkurrenzverhalten, Dominanz und Gewalt im Spiel mit Dinos erzählt.
Eine große Freude war für unsere Redakteurin Jutta Gruber die Begegnung mit Hilke Heinsen. Die Leiterin einer Kita des Dänischen Schulvereins in Flensburg gehört, wie auch die meisten der von ihr betreuten Kinder, einer nationalen Minderheit an. Sie erlebt täglich, was auch die Fachberaterin Lena Spiekermann im Zusammenhang mit dem Konzept des Translanguaging beschreibt: Mehrsprachigkeit stärkt die Identitätsbildung und schafft Brücken.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!