Ein Fachtag für kleine, große Schritte in eine friedliche Zukunft
In der vergangenen Ausgabe von Betrifft KINDER (01/02-24) sammelten wir unter dem Motto »Die guten Nachrichten« persönliche Statements, Einsichten und Entdeckungen, die uns in durchwachsenen Zeiten Hoffnung geben. Dabei stellten wir fest, dass Viele und darunter auch Einzelpersonen viel bewirken. Einer von ihnen ist der Pädagoge Birger Holz. Geprägt durch eine herausfordernde Kindheit, die er reflektieren lernte, engagiert er sich in Kitas und Familienzentren für Kinderschutz und steht auch als Vater von zwei Kindern im Kita- und Schulalter täglich selbst vor der Frage, wie das Recht der Kinder auf eine gewaltfreie Erziehung umgesetzt werden kann. Dass er mit seinem Engagement nicht allein ist, zeigt die Resonanz auf den von ihm initiierten Fachtag für Gewaltfreie Kindheit.
»Mach einen Diener, wenn du Onkel Herbert begrüßt!«, tönt es gelegentlich noch heute in meinen Ohren – vor allem, wenn es an der Tür klingelt. Dann hüpft mein Kinderrucksack in die Gegenwart und schallen dreieinhalb Jahrzehnte alte Appelle gut gemeinter Erziehung in meinen Ohren. Insbesondere meiner Mutter war gute Erziehung wichtig. Ihr Plan ging auf. Ich wurde zum gut erzogenen, allzeit zum Diener für Onkel Herbert bereites Kind. Ein Kind, dem Vorbilder durch Beziehungsmenschen und Entfaltungsmöglichkeiten fehlten, und das lernte, sich anzupassen.
Beziehung statt Erziehung
Ich selbst halte es mehr mit der Beziehung als mit der Erziehung und eröffne meine Seminare gern mit der Geschichte des Dieners für Onkel Herbert und der Frage, welche pädagogische Haltung sich darin verbirgt und was den Unterschied zwischen »Respekt« und »Respekt« ausmacht. Dorthin gekommen zu sein, wo ich jetzt stehe, verdanke ich allem voran Menschen, die mir in meinen Jugendjahren die richtigen Worte schenkten und mich beeindruckten. Dem »Das-schaffst-du-doch-eh-nicht«-Strudel entkommen, arbeitete ich während meiner Ausbildung in Kitas und Horten und in einer Kinderkurklinik und danach im Familienentlastenden Dienst sowie fast zehn Jahre als selbstständige Kindertagespflegeperson. Auf halbem Weg zu heute war ich mit einem Mal Dozent für unterschiedliche Bildungsträger und nahm ermutigt von den Worten »Mach doch einfach!« das Amt des Geschäftsführers vom Tempelhofer Forum e.V. an, welches Fortbildungen für Kindertagespflegepersonen und Kita-Erzieher:innen im Berliner Bezirk Tempelhof anbietet, und gründete mit meiner Frau Lotte das gemeinnützige Bildungsinstitut »BilderKraft«, das dem Kinderschutz verpflichtet ist und demnächst zehnjähriges Bestehen feiert. Vergleichbar (m)einer Biografie, entstand und wuchs wie aus einem inneren Wimmelbild eine Idee, die mit der Zeit immer größer, bunter, kräftiger und lebendiger wurde: eine große Veranstaltung zur Zukunft unserer Kinder.
Von der gewaltfreien Erziehung zur gewaltfreien Kindheit
Als ich davon hörte, dass der Kinderschutzbund seit 2004 jährlich zum 30. April den Tag der Gewaltfreien Erziehung ausruft, nahm meine Idee Gestalt an. Zum einen wollte ich diesem weitgehend unbekannten Tag zu einem größeren Bekanntheitsgrad verhelfen und zum anderen den Tag nutzen, um auf das Recht der Kinder für eine gewaltfreie Erziehung sowohl im häuslichen Umfeld als auch in Kinderbetreuungseinrichtung hinzuweisen. Ich rührte die Werbetrommel, aktivierte den Buschfunk und unsere Accounts auf Social Media. Meine Idee wurde real und brachte erstmals 2023 eine Reihe von Menschen zusammen, die sich in den jeweils eigenen Wirkungskreisen für Kinderschutz engagierten und gemeinsam den Boden für eine solch umfangreiche Selbstreflexionsveranstaltung bereiteten. Am Ende kamen am Tag der Gewaltfreien Erziehung rund 140 Fachleute, Eltern und Menschen aus der pädagogischen Praxis zusammen, zum Fachtag der Gewaltfreien Erziehung. Die Vorträge und Workshops beflügelten uns. Ein Nachbericht auf paperpress, einem jugend- und kommunalpolitischen Pressedienst, gab zusätzlichen Aufwind, und eine Kette der Aufmerksamkeit bestärkte uns zur erneuten Ausrichtung eines zweiten Fachtages Ende April 2024. Dieser sollte die Begrenzung auf Erziehung überschreiten und bekam den weiter gefassten Titel »Fachtag zur Gewaltfreien Kindheit«.
Worum es geht
Definitiv wurden wir anfangs auch belächelt. Doch die Aufmerksamkeit, die der Fachtag erlangte, sprach für uns und die von uns angesprochenen Themen. Für den zweiten Fachtag hat Falko Liecke, Staatssekretär für Jugend und Familie, die Schirmherrschaft übernommen. Der langjährige Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft e.V. und Sprecher der National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention Jörg Maywald wird die Abschlussrede halten. Zudem wird eine Journalistin vom Berliner »Tagesspiegel« einen Nachbericht schreiben, und Mitarbeitende der AV1 Pädagogik-Filmschmiede werden den Fachtag dokumentarisch aufbereiten, um allen, die nicht dabei sein konnten, zu vermitteln, wie Kinderschutz in Kindertagesstätten, Kindertagespflegestellen und in einem achtsamen Familienalltag zielgerichtet mit einem starken WIR gelingen kann.
Birger Holz ist Pädagoge und Kinderschutzfachkraft und Co-Autor des Mitte 2024 erscheinenden Buches Der Kita-Kompass. Dein Begleiter für den Start in der Praxis. Seit zehn Jahren ist er als Fortbildner aktiv und teilt über seinen Instagram-Account @birger.holz.bilderkraft Wissen mit Eltern und pädagogischen Fachkräften zu Themen rund um den Kinderschutz. Auf www.bilderkraft-fortbildung.de finden sich Informationen und Anmeldemöglichkeiten zu seinen Angeboten und unter Menüpunkt »Veranstaltungen« zum Fachtag für Gewaltfreie Kindheit.
Kontakt
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 03-04/2024 lesen.