Nachhaltigkeit
Liebe Leser:innen,
Auf einer großen Werbetafel leuchten die 17 Ziele der Bildung für nachhaltige Entwicklung in ihren bunten Quadraten. Im nächsten Moment wechselt die Reklame – und die Nachhaltigkeit wird von einer Anzeige für einen Elektrogroßhändler verschluckt. Es ist eine von vielen Situationen, die wir wohl alle aus dem Alltag kennen. Wir wissen längst, dass wir dringend handeln müssen, und doch blicken wir völlig erschöpft auf den Zeigefinger dieser Hand mit 17 Fingern. Die BNE, wie sie in deutschen Bildungseinrichtungen gerne abgekürzt werden, klingen effizient und doch trocken. Gelingt es uns, ihnen mehr Klang und Rhythmus zu geben? Das Netzwerk »KINDER in Europa heute« bietet in dieser Ausgabe einen globalen Blick auf die Herausforderungen und Lösungen von morgen.
In ganz Europa engagieren sich zahlreiche Pädagog:innen für die bessere Welt. Wer sonst hat die Kinder mehr im Blick als die, die täglich mit ihnen arbeiten? Wann endlich wird die Politik umsetzen, was vielen schon im Kleinen gelingt? Wir dürfen staunen, wie leicht es den Jüngsten fällt, Abfall zu vermeiden, sich aufs Fahrrad zu schwingen oder Lebewesen zu retten. »Global denken und regional handeln« – wenn wir es ihnen vorleben, ist es für die Kinder gar nicht schwer.
Auf den kommenden Seiten erfahren wir von der dänischen Klimaaktivistin Kristine Fjord Tolborg, wie wir mit Kindern über den Klimawandel sprechen können. Weiter blättern wir nach Italien in die Remida, wo schon seit fast 30 Jahren die Reste von Unternehmen ein Atelier befüllen. Aus Katalonien erfahren wir, was möglich ist, wenn sich die ganze Stadt engagiert. Wissen Sie, was Slow Food ist? Wie ein Wurm auf den Tisch kommt und wodurch wir Wegwerfwindeln sparen können? Die Ökofeministin Yayo Herrero stellt gleich das ganze Leben, wie wir es kennen, auf den Prüfstand. Mit Kreativität und Vorstellungskraft lässt sich vieles ermöglichen!
In Berlin bekamen wir Einblick in eine Kita, die aus wenig mehr macht und sich dem Zero-Waste-Konzept verschrieben hat. Nicht nur diesen wichtigen Ansatz wollen wir hier würdigen, sondern auch zwei weitere sehr gelungene Projekte, die die Redaktion von »KINDER in Europa heute« 2022 bei ihrem jährlichen Netzwerktreffen besuchte. Es war das gemeinsame Erleben kleiner Utopien, das wir an dieser Stelle teilen möchten. Wir waren nämlich ganz entzückt vom Urban-Garding-Projekt »Prinzessinnengarten«, wo wir fanden, was wir uns für diese Welt wünschen. Hier ist Wachstum ein Zyklus: Aus einem ehemaligen Friedhof gedeiht ein Nachbarschaftsgarten als Ort für gemeinsames Anpflanzen, Naschen und Experimentieren. Nicht weit davon entfernt erlebten wir die »Tempelhofer Freiheit«.
Die letzten Sonnenstrahlen des Sommers und die leichte Brise des nahenden Herbstes im Nacken, wurden wir Teil eines riesigen Treibens. Menschen tanzten zu lauter Musik, am Horizont stiegen Drachen empor, Rennradfahrer:innen flitzten vorbei und andere fuhren auf Rollschuhen Slalom. Wir saßen dazwischen, auf den Bänken aus alten Paletten, neben den Kräutern und Sonnenblumen im Hochbeet. Der ehemalige Flughafen in Tempelhof ist eine riesige Spielfläche inmitten der Großstadt, offen und zugänglich für alle. Es wurde klar: Genau solche Orte brauchen wir, wenn wir uns an den Klimawandel anpassen wollen. Lasst uns also Lebensräume zurückerobern, in denen wir Gemeinschaft stiften und für alle sorgen können, mit sauberem Wasser, fruchtbarer Erde, gesundem Essen, frischer Luft und viel Freude.
Die Redaktion