»The spirit of Sri Lanka« ist der Name eines Kalenders, dessen Produktion den Fotografen Volker Döring im November 2005 durch Sri Lanka führte. Hotels und Firmen hatten sich unter der Regie von Sri Lankan Airlines zusammengetan, um das Projekt zu finanzieren. Mit dem Wochenkalender werben die Firmen nicht nur für sich, sondern für Natur, Kultur und Lebensweise ihres Landes. Die Kalenderseite über das Bildungssystem hat zum Beispiel das »Board of Investment of Sri Lanka« finanziert. Mehr als nur ein symbolischer Akt.
Auf dem Weg nach Bentota haben wir Colombo hinter uns gelassen. Der Verkehrsfluss auf der Hauptstraße nach Süden ist nicht mehr ganz so zäh wie in der Metropole, und wir können unsere Reisegeschwindigkeit gelegentlich auf sagenhafte 40 Kilometer pro Stunde erhöhen. An der Küstenstraße gehen Dörfer in Marktflecken über. Links, aber vor allem rechts der Straße sind die Spuren des Tsunami noch immer unübersehbar: Trümmerberge und Ruinen. Raja, unser Fahrer, spricht von zwei Zeitrechnungen in seinem Land: eine vor der Katastrophe und eine danach…
Im Hotel in Bentota, das für Aktivtouristen gedacht ist, sind wir die einzigen Gäste. Man kann tauchen, surfen, Wasserski fahren, wandern, Fahrradtouren unternehmen und geführte Ausflüge in den Regenwald. Aber nicht jetzt, in der Monsunzeit. »Danach kommen die Touristen wieder. Hoffentlich...«, sagt einer der Hotelangestellten. Das Hotel wird von jungen Männern betrieben: Köche, Hotelboys, Wanderführer, Tauch- und Surflehrer. Der Chef ist gerade in Australien auf Werbetour.
Am nächsten Morgen in der Dämmerung fotografiere ich Fischer, die ihren frischen Fang auf einem improvisierten Fischmarkt am Hafen verkaufen. Zwei junge Hotelangestellte begleiten mich. Um mir zu helfen und zu meiner Si-cherheit, sagen sie, obwohl ich mich keineswegs unsicher fühle. Und natürlich wollen sie Fisch kaufen.
Ich würde den Tag gern nutzen, um in einer Schule zu fotografieren. Nein, keine private Eliteschule, eine normale Dorfschule soll in den Kalender.
»Kein Problem. Das machen wir gleich nach dem Frühstück.«
»Ist das möglich? Ohne Genehmigung einer Schulbehörde? Ich bin doch Ausländer...«
Die Jungen scheinen meine Frage nicht zu verstehen.
Nach dem Frühstück steht ein Tuk Tuk vor der Tür – ein dreirädriges Gefährt made in India, von dem Zehntausende die Straßen bevölkern –, mit Platz für zwei, maximal drei Personen. Wir sind aber zu fünft: drei Hotelangestellte, der Fahrer und ich. Also rücken wir zusammen.
Die Atmosphäre ist gespannt und aufgeregt. Ich bekomme mit, dass meine Begleiter, der Fahrer eingeschlossen, die Dorfschule irgendwann besucht haben und nun stolz sind, als Gäste mit mir dorthin zurückzukehren.
Volker Döring ist Fotograf.
Kontakt
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 06-07/06 lesen.