Sie haben so kleine Hände, mit so winzigen Fingern dran: Kinder sind, das haben verweste edle Häupter längst festgestellt, anders als Erwachsene. Weil sie so anders sind, verhalten sie sich anders als wir: Sie brauchen zum Beispiel immer was. »Meine Kinder brauchen zwei Euro für eine Pferdezeitschrift. Und den letzten Tesafilm von meinem Schreibtisch brauchen sie auch«, sagt Vater Michael Fink und schaut besorgt bei Google rein ...
Was wissen und denken Erwachsene über Kinder? Ich habe bei Google recherchiert, was Kinder brauchen, müssen, dürfen und sollen, wie wir Erwachsene sie sehen. Und ich habe dabei, so viel vorweg, das Kind völlig neu sehen gelernt.
Was Kinder brauchen …
1977 stellte Bruno Bettelheim fest: »Kinder brauchen Märchen.« Sein Buchtitel löste eine Lawine aus. Inzwischen gibt es jede Menge »Kinder brauchen…«-Bücher, erfreulicherweise für jede Art von Bedürfnissen. Der Hit sind nach wie vor Grenzen. »Kinder brauchen Grenzen« und »DAS NEUE Kinder brauchen Grenzen«, beide von dem grenzenlosen Jan-Uwe Rogge.
Wem das zu soft ist: »Kinder brauchen Erziehung« ist ebenso erhältlich wie das noch kompromisslosere »Kinder brauchen Disziplin«.
Darf es etwas weicher sein? »Kinder brauchen Freunde«, »Kinder brauchen Tiere, »Kinder brauchen Wärme«. Armin Krenz, der zunächst wie Gerald Hüther mit je einem Titel namens »Was Kinder brauchen« versuchte, die Brauchen-Frage auf dem Titel unbeantwortet zu lassen, titelt inzwischen sogar: »Kinder brauchen Seelenproviant«. Hoffentlich hinterlässt diese Nahrung nicht so viele Seelenkrümel in der Proviantdose.
Was sagt Google?
Unter 360.000 Einträgen über die »Kinder brauchen …«-Sätze bekräftigen 13.800 Einträge: Ja, Kinder brauchen Grenzen. Sieg für Rogge!
11.300 Einträge belegen immerhin:
Ja, Kinder brauchen auch nach 30 Jahren noch Märchen. Platz 2 für Bruno. Nein, nicht der Problembär. Sondern Bettelheim.
Bronze für die Muskeln: 7.200 Einträge verweisen darauf, dass Kinder irgendwie nicht still sitzen können. Klar: »Kinder brauchen Bewegung«.
Tröstlich: Immerhin 5.500 Einträge besagen: »Kinder brauchen Liebe«. Damit ist Liebe für Kinder fast halb so wichtig wie Grenzen.
Was brauchen Kinder noch? Männliche Vorbilder, Deutschförderung, Zukunft, eine Lobby, Flügel, Freiräume – wenn auch mit Grenzen und Regeln, Freunde und eine verständnisvolle Umwelt, Herzensbildung; ganz viele Werte und Wurzeln, Orientierung und – last, not least – uns Erwachsene, um die Identität ihres Ichs in der Welt zu entwickeln.
Pädagogen stellen in knappen Worten klar: Kinder brauchen Tageseinrichtungen als Lern- und Erfahrungsraum. Kinder brauchen Orte qualitätsvoller Beziehung und Bildung. Kinder brauchen Momente der Hingabe und Raum für Neugierde. Kinder brauchen ein Attest, bevor sie wieder in den Kindergarten dürfen. Kinder brauchen am Mittwoch keine Jause mitzunehmen, denn da ist ja »Gute-Laune-Fest« im Kindergarten Neumarkt im Mühlkreis.
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Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 04-05/09 lesen.